Zwischen Tradition und Wandel: Generationen im Arbeitsleben vereinen
Seit 11 Jahren präsentiere ich die Ergebnisse der Azubi-Recruiting-Trends. Das habe ich so noch nicht erlebt. Dass die Idee, alle im Unternehmen könnten sich duzen, zu tumultartigen Zuständen führt, ist neu für mich. Ich fühlte mich wie der Überbringer schlechter Nachrichten, der im Mittelalter geköpft wurde.
Kollektives Jammern ist gut für die Seele. Es ist aber wie die Suche nach dem Schuldigen: Es löst keine Probleme und es bringt uns nicht voran. Recht zu haben, ist schön, Der zwingende Wunsch, es haben zu wollen, verhindert jedoch Veränderung und Einsicht. Diese Generation will verstanden werden. Ergebnisse von Studien können dazu beitragen.
Aber nur, wenn wir sie als Anregung verstehen und nicht als Angriff.
#1 Muss man sich das “Du” verdienen?
62 Prozent der Jugendlichen möchten lieber in einem Unternehmen arbeiten, in dem geduzt wird.
Das ist ein Fakt aus den Azubi-Recruiting Trends 2023. Jeder entscheidet für sich, ob er diese sehr einfache Möglichkeit zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität nutzen kann oder möchte. Dass Unternehmen mit dem kollektiven “Du” sehr erfolgreich sein können, zeigt IKEA. Dass man sich das Du verdienen muss, finde ich schwierig. Warum und womit? Dass es ein „Sie“ braucht, um respektvoll miteinander umzugehen, ebenfalls. Wie machen das die Amerikaner??? Dass Azubis siezen und Ausbilder duzen, finde ich aus der Zeit gefallen. Was sich die Generation Z wünscht, ist eine Begegnung auf Augenhöhe. Da kann eine einheitliche Ansprache hilfreich sein.
#2 Ein bisschen Mühe geben gehört dazu
65 % der Gen Z wünschen sich einen angenehmen Rekrutierungs- und Einstellungsprozess.
Amazon, Zalando oder PayPal. Alles, was Shopping einfach macht, trägt zu Umsatzerfolgen bei und prägt das Nutzungsverhalten einer ganzen Generation (meins übrigens auch). Kein Online-Händler will, dass sich Käufer „Mühe geben“. Warum erwarten Unternehmen das von der jungen Generation, wenn es um Bewerbungen geht?
Weil es die Ernsthaftigkeit unterstreicht? Weil es gut für unser Ego ist, wenn sich jemand so richtig bemüht? Weil es Hierarchien stützt – der eine bemüht sich und der andere entscheidet? Oder weil unser Bewerbermanagement-System nicht anders kann?
Ich finde, beide Seiten sollten Lust darauf haben, zusammenzuarbeiten. Die „Anbahnung“ sollte praktikabel sein. Sie sollte sich nett und nutzerfreundlich gestalten – für beide Parteien.
Ein Bewerbermanagement-System, dass Sie mit einer 60-Sekunden-Bewerbung, Google-optimierten Stellenanzeigen, einem Social-Media-Funnel sowie validen Testverfahren entlastet, finden Sie in unserem E-Recruiting:
#3 Nach Vergütung können die ja fragen
Für 81 % der Jugendlichen ist die gute Verdienstmöglichkeit ein wichtiger Attraktivitätsfaktor
Was unterscheidet die Ausbildung vom Studium? Unter anderem die Ausbildungsvergütung. Warum sollten wir darüber dann nicht auch sprechen? Weil man das in Deutschland nicht macht? Weil wir was verstecken müssen? Oder weil die sich doch bemühen sollen – auch bei der Suche nach der Ausbildungsvergütung.
Wir reden nicht gerne über Geld, erwarten die Frage aber von den jungen Menschen im Vorstellungsgespräch. Warum? Oder was kann ein 16-Jähriger mit dem Wort „tariflich“ anfangen? Nichts. Weil es mit seiner Lebenswelt nichts zu tun hat.
Kommunizieren wir doch einfach offen die Ausbildungsvergütung in Stellenanzeigen und auf Karriereseiten.
#4 Die sollen sich gefälligst informieren
66 % der Jugendlichen sind besorgt, wenn es um die Suche nach einem Ausbildungsplatz geht.
Es ist kein böser Wille, wenn junge Menschen im Vorstellungsgespräch nicht wissen, was wir tun oder was der Job genau beinhaltet. Vielleicht ist es ein bisschen Pubertät oder ein Zuhause, das zu sehr verwöhnt. Ärgern wollen sie uns damit nicht. Wenn wir uns darüber aufregen, sollten wir uns ehrlich fragen, was der Grund dafür ist: unser Ego.
Dieses „Bemühen“-Gefühl. Sehen Sie es doch so: Der junge Mensch hat sich Zeit für Sie genommen und ist zum Vorstellungsgespräch erschienen.
Schauen Sie gemeinsam, ob der Ausbildungsplatz bei Ihnen zu ihm passt. Das ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten.
#5 Mit den Kompetenzen gehts bergab
75 % der Ausbildenden gehen von sinkenden Fachkompetenzen ihrer Bewerbenden in den nächsten 5 Jahren aus.
Schon Sokrates soll gesagt haben, die Jugend von heute ärgere die Lehrer und kleckere mit dem Essen. Das Gefühl, mit der Jugend sei nichts mehr los, hatten meine Eltern, deren Eltern und deren Eltern wahrscheinlich auch. Die Jugend hat das Recht, anders zu sein. Die Welt verändert sich, und mit ihr verändern sich auch die Kompetenzen von Menschen.
Wenn wir diese Generation für eine Ausbildung begeistern wollen, sollten wir sie so annehmen, wie sie ist. Auch ich wundere mich manchmal – aber das gehört dazu. Aufeinander zuzugehen und Verständnis füreinander zu entwickeln, ist der Schlüssel zum Erfolg.
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