5 Tipps für Ihr erfolgreiches Vorstellungsgespräch
Bisher findet man im Netz überwiegend Tipps, wie sich Bewerber perfekt im Vorstellungsgespräch präsentieren können. Der angehende Azubi bewirbt sich jedoch nicht mehr nur bei Ihnen, sondern Sie bewerben sich genauso um seine Gunst. Was uns die Bewerber und Azubis durch ihre vielen Kommentare in unserer Studie 2017 mit auf den Weg gegeben haben? – Lesen Sie selbst!
1. Schaffen Sie eine angenehme Atmosphäre
Mit 53,8 % liegt die angenehme Atmosphäre auf Platz 1 bei der Frage nach dem letzten “Kick” bei der Entscheidung für den Ausbildungsplatz. Aber was verstehen die Bewerber darunter? Die Antwort darauf findet sich in den vielen Kommentaren.
Behandeln Sie Ihre Bewerber einfach wie einen guten Gast oder einen Kunden. Bieten Sie ihm etwas zu trinken an (vielleicht etwas Zielgruppengerechtes jenseits von Kaffee und Wasser) und eine kleine Stärkung. Zeigen Sie ihm oder ihr den Weg zum stillen Örtchen – Nervosität schlägt auf die Blase, die Frage danach ist aber vielen peinlich.
Achten Sie darauf, wie Sie miteinander umgehen. Herrscht schon bei Ihnen Totengräberstimmung, wird sich der Bewerber mit Sicherheit auch nicht wohl und entspannt fühlen. Ein kleiner Scherz (nicht zulasten des Bewerbers versteht sich) und ein fröhliches Lachen lassen manches Eis brechen.
Achten Sie auf die Sitzordnung. Sitzen dem einen Bewerber gleich fünf oder sechs Mitarbeiter Ihres Unternehmens gegenüber, hat das für den Bewerber eher etwas von einer Anklage vor Gericht als von einem Vorstellungsgespräch.
Klingt alles sehr profan? Scheint es aber nicht zu sein. Sie glauben gar nicht, was wir in über 1000 Kommentaren zum Thema „Kurioses im Bewerbungsprozess“ alles zu lesen bekommen haben.
2. Hören Sie zu
Viele Bewerber bemängeln, dass ihnen Teilnehmer des Vorstellungsgesprächs überhaupt nicht zuhören oder Desinteresse zeigen. Auch wenn überwiegend einer spricht und die anderen nur dabei sitzen (wo sich dann schon auch die Frage nach dem Sinn stellt), sollten alle Beteiligten aufmerksam zuhören und nicht gelangweilt im Raum umherschauen oder mit dem Nachbarn scherzen.
Zugegeben, 20 oder 30 Minuten aktives Zuhören ist durchaus anstrengend. Daher ergibt es Sinn, Fragen oder Aufgaben unter den Zuhörern zu verteilen.
3. Stellen Sie mal andere Fragen
„Warum möchten Sie gerade bei uns die Ausbildung machen?“ „Was sind Ihre Stärken und Schwächen?“ „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ Genau das sind die Fragen, die viele Unternehmen gerne stellen und viele Bewerber nicht gerne beantworten. Vielleicht möchte der Kandidat gerade bei Ihnen die Ausbildung machen, weil Sie sie anbieten und sie ihn interessiert – nicht mehr und nicht weniger. Aber wollen wir das hören? Eher nein. Also fühlen sich Bewerber gemüßigt, uns irgendeinen Honig um den Bart zu schmieren, von dem sie glauben, dass wir ihn gerne hören möchten. Bringt uns das weiter, außer dass es unser Ego stärkt? Ebenfalls nein. Daher wäre eine alternative Frage durchaus eine Bereicherung für das Gespräch.
Sehr „beliebt“ ist bei den Bewerbern auch die Frage nach den fünf oder zehn Jahren. Ist es wirklich ein Ausdruck mangelnder Zielstrebigkeit, wenn sich die junge Frau oder der junge Mann darüber noch keine Gedanken gemacht hat? Vielleicht ist sein oder ihr Ziel, einfach einen Ausbildungsplatz zu finden und die Ausbildung erfolgreich zu absolvieren. Das ist in meinen Augen durchaus ein ehrenwertes und ausreichendes Ziel.
Die Frage nach den Stärken und Schwächen ist in meinen Augen auch eine Steilvorlage für´s Belogenwerden. Wer sagt da schon ehrlich „Ich bin ein unehrlicher Schussel – dafür kann ich aber super verkaufen“? Viel spannender ist doch zu erfahren, woran der Bewerber Spaß hat, worin er Erfolge erzielt hat und was ihn begeistert.
Also, neue Fragen braucht das Recruiting-Land!
4. Bieten Sie den Bewerbern die Möglichkeit an, probezuarbeiten oder ein Praktikum zu absolvieren
Bei kaum einer anderen Frage der 2017er Studie klaffte eine so deutliche Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit. 71,3 % der befragten Bewerber möchten gerne probearbeiten (Wunsch) – aber nur knapp 30 % der Firmen bieten diese Möglichkeit an (Wirklichkeit).
Würden Sie ein teures Auto kaufen, ohne es probezufahren? Nur auf Grundlage eines Hochglanzprospektes, eines netten Gesprächs mit dem Verkäufer oder eines Youtube-Videos? Wohl kaum! Da ist es doch mehr als verständlich, dass die jungen Leute den Beruf und Sie erleben möchten. Und das ist durchaus in Ihrem Sinne. Stellt der Bewerber fest, dass ihm die Tätigkeit oder das Unternehmen nicht gefällt, haben Sie noch alle Chancen jemand anders zu finden. Der Abbruch einer Ausbildung ist immer mit mehr Aufwand und Ärger verbunden.
Wie so ein Probearbeiten aussehen kann? Das ist eine perfekte Aufgabe für Ihre Auszubildenden, die schon bei Ihnen sind. Ihre Azubis kennen selbst die Fragen, die sich ihnen gestellt haben, als sie in der Bewerbersituation waren. Sie kennen Ihr Unternehmen und die guten und schwächeren Seiten und können einschätzen, was dem Bewerber gezeigt werden sollte.
5. Reden Sie offen und aktiv über´s Geld
Aus Ihren Stellenanzeigen oder Azubi-Flyern geht nicht hervor, was der Bewerber konkret als Ausbildungsvergütung erhält? Dann sollten Sie das Thema wenigstens im Vorstellungsgespräch ansprechen, ohne darauf zu warten, dass der Bewerber Sie danach fragt. Die Vergütung – das hat sich in unserer Studie immer wieder gezeigt – ist nicht das entscheidende Kriterium. Aber unwichtig ist sie auch nicht. Und Begriffe wie „tariflich“ oder „Vergütung nach BAT“ sagen einem 17-Jährigen meistens nichts.
Außerdem, wer fragt schon gerne nach Geld? Sie wahrscheinlich auch nicht. Dann erwarten Sie es auch nicht von Ihren Bewerbern.
Noch besser wäre natürlich, wenn Sie schon in Ihren Karriereflyern oder auf Ihrer Karriereseite offenlegen, was der Azubi in den einzelnen Lehrjahren verdient.
Zusatztipp:
Geben Sie Ihrem Bewerber doch etwas mit nach Hause. Ein nettes Giveaway oder ein Werbegeschenk Ihres Hauses. Vielleicht eine Powerbank mit Logo oder einen von Ihren Azubis hergestellten Handy-Halter?
Denn wie heißt es so schön: „Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.“ Das kann durchaus auch für Vorstellungsgespräche gelten. Damit heben Sie sich garantiert von anderen Unternehmen ab und bleiben dem Bewerber positiv in Erinnerung (natürlich nur, wenn Sie Tipp 1 bis 5 auch beherzigt haben).
Und wenn dann die Freunde Ihres Bewerbers fragen, woher er die tolle Powerbank hat, haben Sie gleich noch geschickt Werbung für Ihre Ausbildung gemacht.