Erfolgreiches Ausbildungsmarketing mit Social Media
Was tun, wenn ich mein Ausbildungsangebot weder in Schulen noch auf Messen präsentieren kann? Wenn selbst Probearbeiten und Praktika schwierig und in manchen Fällen unmöglich sind? Sind Social-Media-Angebote wie YouTube, Instagram und Snapchat Alternativen?
Einer, der Instagram aktuell sehr intensiv nutzt, um die junge Zielgruppe anzusprechen, ist Michael Altefrohne von der Fiducia & GAD IT AG. Im folgenden Interview habe ich mit ihm über seine Erfahrungen gesprochen:
Herr Altefrohne, wahrscheinlich sagt die Fiducia & GAD IT AG den wenigsten unserer Leser etwas. Würden Sie sich, Ihre Funktion und Ihr Unternehmen unseren Lesern bitte kurz vorstellen?
Na klar, gerne. Ich bin Michael Altefrohne, komme aus dem schönen Münster in Westfalen und bin in der Fiducia & GAD IT AG seit über 15 Jahren für die Ausbildung zuständig. Die Fiducia & GAD ist der IT-Dienstleister aller Volksbanken und Raiffeisenbanken in Deutschland – also sowas wie die ausgelagerte IT-Abteilung der Banken.
An unseren Verwaltungssitzen in Karlsruhe und Münster sowie in den Niederlassungen in München, Frankfurt und Berlin sind rund 4.500 Mitarbeitende beschäftigt. Gemeinsam stellen wir den Banken verschiedene Produkte und Dienstleistungen zur Verfügung. Dazu zählen Online-Banking, Mobile-Banking oder das Bankverfahren agree21.
Wir bilden pro Jahr ca. 55 Auszubildende und Duale Studenten an unseren drei Ausbildungsstandorten (KA, MS, MUC) aus, hauptsächlich im IT-Bereich (Fachinformatiker, (Wirtschafts-)Informatiker).
Sie nutzen Instagram gezielt, um die junge Zielgruppe anzusprechen. Aber nicht, indem Sie zweimal pro Woche nette Posts absetzen, sondern als klassischen Werbekanal. Warum?
Wir kommen aus einem klassischen B2B-Geschäft. Viele Menschen in Deutschland nutzen zwar unsere Produkte, auf denen aber nicht „Fiducia & GAD“ draufsteht, sondern eben Volksbank XY. Wir sind demnach auch bei unserer Hauptzielgruppe, den Schülern, wenig bekannt, sodass sie uns auch in den Netzwerken nicht folgen. Da würden die „zwei netten Posts pro Woche“ also gar nicht bei den Richtigen ankommen.
Welche Erfahrungen haben Sie mit den Werbeposts bei Instagram gemacht? Hat sich das Investment gelohnt? Und würden Sie uns die Höhe des Investments verraten?
Die Erfahrungen sind grundsätzlich sehr gut. Man hat bei den Social Media-Kanälen die Möglichkeit, die Zielgruppe sehr genau zu definieren. Sprich: Wir können das Alter, den Wohnort und bspw. die Interessen (in unserem Fall IT-interessiert) definieren und genau bei dieser Gruppe unsere Anzeige ausspielen. Eine zielgerichtetere Werbemöglichkeit hat man vermutlich sonst nirgendwo.
Das Investment hat sich insofern „gelohnt“, dass wir auf jeden Fall bei unserer Zielgruppe sichtbar(er) geworden sind. Wir haben auch tolle Resonanz von Bewerbern und von unseren eigenen Azubis bekommen.
Natürlich kostet eine solche Maßnahme auch Geld. Wichtig hierbei ist: man zahlt nicht für die Anzeige der Visuals bei den Nutzern an sich, sondern nur für die Klicks (swipe up). Wir arbeiten für unsere Social Media-Kampagne (läuft auf Instagram, Snapchat und Google) mit einer Agentur zusammen, die die Werbung schaltet, aktiv monitort und anpasst (Performance-Marketing). Die Kosten unterteilen sich dann in ein Agenturhonorar und das Mediabudget. Die Kampagne läuft jedes Jahr für acht Wochen. Hierfür haben wir ein Mediabudget von 20.000 Euro.
Spiegelt sich Ihr Instagram-Engagement auch in den Bewerberzahlen wider? Oder wie messen Sie, ob die Werbung auf Instagram ein Erfolgsmodell ist?
Das Ziel der Kampagne ist primär die Steigerung der Bewerberzahlen. Aber die grundsätzliche Präsenz bei der Zielgruppe ist uns ebenfalls wichtig. Insgesamt wurden unsere Visuals im Kampagnenzeitraum fast 20 Millionen Mal angezeigt – wohlgemerkt: nur bei der definierten Zielgruppe. Daraus resultierten 165.000 Klicks und damit die Weiterleitung auf unsere extra für die Kampagne erstellte Landingpage. Wir haben also pro Klick im Durchschnitt gerade mal 12 Cent bezahlt.
Die Social Media-Kampagne ist nur ein „Baustein“ unseres Recruitings. Grundsätzlich nehmen die Bewerberzahlen aber zu. Durch die genauen Zahlen (die ich bspw. bei Messen oder Printanzeigen nicht bekomme) können wir auf jeden Fall sagen, dass die Kampagne ein Erfolg ist.
Gibt es noch einen Tipp oder eine Erfahrung, die Sie unseren Lesern gerne mit auf den Weg geben möchten?
Wir haben für die Visuals vorab ein Fotoshooting mit unseren eigenen Azubis gemacht. Die waren natürlich total stolz, als sie „ihre“ Anzeige auf Instagram gesehen und natürlich gerne in ihrem eigenen sozialen Netzwerk weiter verbreitet haben.
Bevor man viel Zeit und Energie in einen Redaktionsplan und das Erstellen von Posts steckt, die am Ende kaum ein potenzieller Bewerber sieht, sollte man, vielleicht auch als zusätzliche Maßnahme, über Werbung in den sozialen Netzwerken nachdenken. Ich vermute, dass der Use case positiv ist ;-)