Digitales Recruiting: “Auch in 800 Metern ‘Teufe’ gibt es WLAN”
Düngemittel für die Landwirtschaft, Rohstoffe für die Industrie, Salz für die Lebensmittelbranche und noch Vieles mehr – die K+S Aktiengesellschaft ist als global tätiger Konzern mit mehr als 14.000 Mitarbeitern sehr diversifiziert aktiv. Allein im Werk „Werra“ sind rund 320 Auszubildende für K+S im Einsatz. Diese alle zu managen und gleichzeitig noch erfolgreich neue Azubis zu rekrutieren, das ist gerade in herausfordernden Zeiten wie heute eine besonders komplexe Aufgabe.
Wie weitreichend digitale Technik die Verantwortlichen im K+S Konzern bei der Bewältigung unterstützt, hat uns jetzt Diana Kister, Leiterin Ausbildungsmarketing & -strategie, exklusiv im folgenden Klartext-Interview verraten:
Frau Kister, auch in diesem Jahr werden allein im Werk Werra 85 Azubis neu anfangen. Wie rekrutieren Sie diese in besonders herausfordernden Zeiten?
Normalerweise ist uns der direkte Kontakt ganz wichtig. Sprich: Wir sind viel in Schulen unterwegs, bieten Workshops passend zum jeweiligen Beruf an, erklären den Sinn dahinter. Das erzeugt bei vielen einen Aha-Effekt. Jetzt sprechen wir die jungen Leute vor allem digital an, nutzen noch stärker unsere Social-Media-Kanäle und richten Online-Sprechstunden und Webinare ein. Übrigens auch für Lehrer und Eltern. Ich sehe das als tolle Chance, gezielt Menschen anzusprechen und ein Gießkannenprinzip zu vermeiden. Wenn sich jemand zu einem Webinar anmeldet, weiß ich: Er oder sie ist wirklich interessiert. Ich erreiche in Summe vielleicht statt sechshundert Leuten nur hundert, aber das sind die richtigen. Im Webinar berichten dann drei bis vier unserer Azubis von ihrer Ausbildung. Ein Verantwortlicher ist als Unterstützung mit dabei. So bekommen Schüler, Lehrer und Eltern auf digitalem Weg Informationen aus erster Hand.
Unter anderem auch von unter Tage, da K+S ja auch in vielen hundert Metern Tiefe abbaut…?
Richtig, auch in 800 Metern Teufe – das ist die bergmännische Bezeichnung für die Tiefe – gibt es WLAN. Das ist das Spannende, gerade jetzt: Wir können die potenziellen Bewerber virtuell mit an einen Arbeitsplatz unter Tage nehmen, den sie sonst vorab nie sehen würden, weil ein Gespräch in einem Meetingraum stattfinden würde. Jetzt können wir ihnen außergewöhnliche Ausbildungsorte zeigen und die Berufe besser vorstellen. Wer zum Beispiel glaubt, so tief unter Tage sei es kalt, dunkel und feucht, der irrt. Dort ist es mehr als 23 Grad warm und das weiße Gold, unser Rohstoff, wird mit modernster Technik und Maschinen abgebaut. Schulleitungen oder auch Jobcoaches, denen wir all das per Online-Meeting zeigen können, sind total begeistert.
Das wird und muss jetzt weiter wachsen. Zum Beispiel, indem die Azubis demnächst eigene Videos drehen, in denen sie über ihre Ausbildung und ihren Arbeitsplatz informieren – von Azubis für angehende Azubis. Dafür haben wir extra ein Kameraequipment angeschafft.
Sie arbeiten momentan aktiv an der Zukunft – wie gestalten Sie denn eigentlich den Ausbildungsstart im kommenden Sommer 2020?
Zu Beginn des Ausbildungsjahres 2020/21 wird es wahrscheinlich keine große Feierstunde im großen Saal geben, aber selbstverständlich eine Begrüßung, dann eben in Form von Videobotschaften. Der Tag der offenen Tür, unser Erlebnistag-Ausbildung, soll auf jeden Fall am 24. September stattfinden. Ob der Tag wie geplant durchgeführt werden kann, können wir noch nicht sagen, aber wir werden auf jeden Fall eine Lösung finden.
Frau Kister, vielen Dank für das interessante Gespräch!