Ausbildungsvergütung – Die Sache mit dem Gehalt
Wenn die Ausbildungsvergütung auch nicht das primäre Entscheidungskriterium für eine Ausbildung ist, so ist es den Jugendlichen doch nicht unwichtig. Notwendig, aber eben nicht hinreichend – eines der wenigen Dinge, die ich aus der höheren Mathematik behalten habe.
Das Gehalt ist aber ein wunderbares Beispiel dafür, wie wir es schaffen, an der Zielgruppe vorbei zu kommunizieren. Wie oft lese ich in Anzeigen oder auf Karriereseiten als Aussage zum Gehalt „tarifliche Bezahlung“.
Was glauben Sie, welcher Jugendliche Ihnen den Begriff „tariflich“ erklären kann? Wahrscheinlich die wenigstens, weil es mit ihrem bisherigen Leben auch überhaupt nichts zu tun hatte. Und überhaupt – kennen Sie die tarifliche Bezahlung anderer Branchen. Könnten Sie Werte nennen? In meinen Workshops stelle ich immer wieder fest, dass viele Ausbilder ihren eigenen Tarifvertrag nicht einmal kennen. Woher soll es dann die Zielgruppe wissen?
Wenn wir über Geld reden, sollten wir es so tun, dass die Zielgruppe es auch versteht, also mit klaren Beträgen, so wie es Lidl zum Beispiel tut. Birgt das eine Gefahr oder ist das unschicklich? Ich glaube nicht.
Im Gegenteil. Kein Azubi wartet doch ab, was wohl bei der ersten Gehaltszahlung überwiesen wird. Irgendwann kommt die Frage. Findet er die Information nicht, fragt er spätestens im Vorstellungsgespräch. Stellen wir uns vor, das Gehalt das Sie zahlen, reicht ihm nicht. Dann lächelt er freundlich, verabschiedet sich und entscheidet sich für ein Konkurrenz-Angebot. Wenn für ihn das Gehalt wirklich ausschlaggebend ist, war die Zeit für das Vorstellungsgespräch mit ihm eine Fehlinvestition – denn eigentlich war von Anfang an klar, dass das nichts geben wird.
Die Darstellung des Gehalts auf der Internetseite zeugt im Übrigen auch von Transparenz, Gleichbehandlung und Offenheit.
Tarifliche Ausbildungsvergütungen: 832 brutto im Westen, 769 brutto im Osten
Im Januar 2016 gab das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) seine Auswertung tariflicher Ausbildungsvergütungen für das Jahr 2015 heraus. Demnach wurden die Vergütungen im Vergleich zu den Vorjahren erneut deutlich angehoben. Das BIBB sieht den Grund dafür in der guten wirtschaftlichen Lage Deutschlands, aber auch in der Not vieler Unternehmen, Ausbildungsstellen nicht besetzen zu können.