Flemo: Flexibel Modellieren
Bei einem interessanten Interview stand Peter Martin Thomas der u-form Testsysteme-Geschäftsführerin Felicia Ullrich Rede und Antwort und stellte seine Idee “Flemo” vor.
u-form: Herr Thomas, ich hatte die Freude beim Christiani Ausbildertag an einem Workshop mit Ihnen teilzunehmen, bei dem Sie die Flemo-Box für Ausbildung und Berufsschule vorgestellt haben. Ich kenne Knete noch aus Kindertagen als Bastelmaterial. Wie kam denn die Idee, dieses Material auch in der Ausbildung einzusetzen?
Peter Martin Thomas: Die Idee für Flemo – ausgesprochen „Flexibel Modellieren“ – wurde 1999 von einem Team rund um Prof. Manfred Künzel entwickelt. Sie wollten nicht mehr zuschauen, wie junge Menschen dicke Bücher mit dem Leuchtstift durcharbeiteten. Stattdessen ließen sie die Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Materialien selbst ihr Anschauungsmaterial erstellen und unterschiedliche Sachverhalte illustrieren. Nach und nach fand das Team heraus, dass ein gutes Dutzend geschickt ausgewählte Figuren, Gegenstände, Kärtchen und Knete ausreichen, um Lerninhalte darzustellen und dauerhaft zu vernetzen. Die Lernenden arbeiteten damit sehr aktiv und stellten viele Fragen. Weil die jungen Menschen so begeistert waren, wurden das didaktische Konzept und die Materialien – begleitet vom Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung – weiterentwickelt. Daraus ist letztendlich Flemo entstanden.
u-form: Wo liegen denn die Vorteile des Flemo-Konzepts zum klassischen Präsenzunterricht in der Berufsschule oder in der Ausbildung?
Peter Martin Thomas: Wir verstehen Flemo als Ergänzung und Unterstützung der sonstigen Lehr- und Lernangebote. Das „flexible Modellieren“ unterstützt das aktive und vernetzte Verarbeiten von Wissen. Es erlaubt, ein Thema zu visualisieren und eine „externe Darstellung“ zu schaffen, die verinnerlicht werden kann. Empfehlungen aus der Neurodidaktik, z. B. „vom Einfachen zum Komplexen“, „Produkte gemeinsam erarbeiten“ oder „Wissen von Lernenden selbst erarbeiten“, lassen sich mit Flemo optimal umsetzen. Flemo ist eine Arbeitsmethode um hohe, selbstgesteuerte, gezielte und personalisierte Aktivität zu erzeugen. Nutzer von Flemo schätzen u. a., dass mit dem Material auch sprachliche Grenzen und Erfahrungsunterschiede leicht überwunden werden können.
u-form: Ich hatte sehr viel Spaß beim Kneten. Aber finden Teenager es cool, in der Berufsschule mit Knete zu arbeiten? Wie sind da Ihre Erfahrungen?
Peter Martin Thomas: Es kommt schon vor, dass sich der eine oder andere – vor allem männliche – Jugendliche am Anfang ein wenig lustig macht über die Inhalte der Box. Aber sobald sie anfangen damit zu arbeiten, erwacht das Interesse und sie sind mit voller Konzentration dabei. Nach unserer Erfahrung funktioniert das Material bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen besonders gut, weil sie sonst keine Gelegenheit haben, mit solchen Gegenständen zu lernen und zu arbeiten. Für Kinder ist das weniger interessant, da sie sowieso noch im Alltag mit Knete und anderen Gegenständen spielen.
u-form: Wenn Ausbilder jetzt neugierig geworden sind: Wo gibt es die Box und gibt es dazu auch passende Aufgabenstellungen für die Ausbildung oder muss ich mir die selber ausdenken?
Peter Martin Thomas: Die Box kann über unsere Webseite www.flemo-box.de bestellt werden. Es gibt keine fertigen Aufgabenstellungen für spezifische Themen einzelner Ausbildungsberufe, weil die Box universell einsetzbar ist. Wir stellen jedoch eine Einführung in die didaktischen Grundlagen zur Verfügung. Auf YouTube finden sich zahlreiche Beispiel-Videos und wir kommen auch gerne mit unserem Team für einen Einführungs-Workshop vor Ort.
u-form: Vielen Dank für dieses spannende Interview, Herr Thomas.
Mehr zu den Tätigkeiten von Herrn Thomas finden Sie unter www.petermartinthomas.de.