Podcast für die Ausbildung
Stefan Macke ist Ausbilder bei der ALTE OLDENBURGER Krankenversicherung und IHK-Prüfer für Anwendungsentwickler. Bei seiner Arbeit als Ausbilder und über seinen eigenen Podcast gibt er sein Wissen rund um die Ausbildung an interessierte Azubis weiter.
u-form: Lieber Herr Macke, mit Ihrem Projekt Anwendungsentwickler-Podcast haben Sie den dritten Platz in der Kategorie „Ausbildung“ beim diesjährigen Personalwirtschaftspreis belegt. Ein tolles Projekt, weil es Ausbildungsinhalte zielgruppengerecht vermittelt und das ohne großen finanziellen Aufwand.
Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, einen Podcast für Ihre Anwendungsentwickler zu erstellen?
Stefan Macke: Die Idee entstand direkt aus meinem Arbeitsalltag. Sowohl in unserem Unternehmen als auch als Lehrbeauftragter im dualen Studium an der PHWT fiel mir auf, dass ich den Azubis oft die gleichen grundlegenden Inhalte zu Programmierung, Datenbanken und IT vermitteln musste. Für eine tiefergehende Diskussion der Themen oder ihre praktische Anwendung fehlte mir am Ende dann aber oft die Zeit. Daher wollte ich die Vermittlung von Faktenwissen wiederholbar bei gleichbleibender Qualität und unabhängig von meiner Anwesenheit automatisieren und landete beim Medium Podcast. Da ich selbst regelmäßig mehrere Podcasts verfolge, wusste ich, dass man dabei ganz nebenbei (z. B. bei der Hausarbeit oder auf dem Weg zur Arbeit) Wissen aufnehmen kann und sogar eine Art persönliche Beziehung zu den Sprechern aufbaut, die man in sein Ohr lässt. Und da ich aus meiner Zeit als Sänger und Gitarrist in einer Band noch das nötige technische Equipment vorrätig und auch schon Erfahrungen mit Audiobearbeitungssoftware gemacht hatte, war der Schritt zum eigenen Podcast nicht mehr groß.
u-form: Was braucht es denn, um so einen Podcast zu erstellen?
Stefan Macke: Das ist einfacher, als man vielleicht denkt. Letztlich kann man schon mit Technik starten, die jeder von uns in der Tasche hat: ein Handy. Die Aufnahmequalität der heutigen Geräte ist für den Einstieg absolut ausreichend. Aber ein gutes USB-Mikrofon, das man direkt an den PC oder Laptop anschließen kann, gibt es auch schon für ca. 50 €. Die Audiosoftware, die ich nutze, gibt es kostenfrei im Internet. Audacity ist ein Open-Source-Mehrspureditor, der auch viele sinnvolle Effekte und Nachbearbeitungsfunktionen mitbringt. Auf Knopfdruck lässt sich dann aus der Aufnahme eine MP3-Datei exportieren und fertig ist die Podcast-Episode. Für das Hosting im Internet braucht man dann noch eine eigene Website, die bereits für deutlich unter 10 € im Monat erhältlich ist oder zum Ausprobieren sogar ganz kostenfrei. Für die verbreitete Blog-Software WordPress gibt es kostenfreie Plugins, die die komplette Technik zum Anbieten eines sog. RSS-Feeds übernehmen, den man dann z. B. über ein Webformular bei iTunes einreichen oder den Hörern direkt auf ihr Handy schicken kann. Wenn man ein wenig Interesse an der Technik mitbringt, kann man auch als absoluter Neueinsteiger in wenigen Stunden seine erste Podcast-Episode online bringen. Zur Not gibt es auch eine Vielzahl an Tutorials bei YouTube.
u-form: Alle zwei Wochen ein neuer Podcast und kein Ende in Sicht. Über welche Themen berichten Sie denn in Ihren Podcasts?
Stefan Macke: Gestartet bin ich mit Tipps rund um die IHK-Abschlussprüfung zum Fachinformatiker Anwendungsentwicklung (#1). Dann kamen fachliche Themen zur Programmierung (#36) hinzu oder Buchbesprechungen (#53). Das 1 500 Seiten umfassende Handbuch für Fachinformatiker, das meine Azubis durcharbeiten müssen, habe ich z. B. kapitelweise besprochen und in mehreren Episoden konkrete Hinweise auf die Praxis- und Prüfungsrelevanz der Inhalte gegeben. Ich mache also letztlich nichts anderes als in meinem Tagesjob. In letzter Zeit werden meine eigenen Inhalte dann häufiger noch um Interviews ergänzt, die ich mit Experten für konkrete Technologien wie Docker (#121) oder SAP (#111) führe. Dadurch bekommen meine eigenen Azubis auch Einblicke in externe Unternehmen und Technologien, die wir bei uns in der ALTE OLDENBURGER vielleicht (noch) nicht einsetzen. Das ist auch für mich persönlich sehr spannend und ich lerne selbst noch viel dazu. Die Softwareentwicklung ist ein so schnelllebiges und innovatives Beschäftigungsfeld, dass ich überhaupt keine Angst habe, dass mir die Themen ausgehen könnten.
u-form: Wie finden denn Ihre Azubis Ihr Engagement?
Stefan Macke: Meine Azubis sind sehr zufrieden. Gerade im ersten Ausbildungsjahr nutzen sie den Vorteil der zeitlichen Entkopplung vom Ausbilder. Sie können sich in ihrem eigenen Tempo die Inhalte aneignen und sie danach mit mir auf einem höheren Niveau diskutieren. Und bei der Vorbereitung kurz vor der Abschlussprüfung im dritten Ausbildungsjahr können sie dann auf einen großen Wissenskatalog zurückgreifen, der ihnen zu jeder Zeit auch außerhalb der Arbeit zur Verfügung steht. Einige meiner Azubis haben darüber hinaus auch selbst schon im Podcast mitgewirkt. Ich habe mich z. B. mit drei meiner Auszubildenden über die Vor- und Nachteile eines dualen Studiums im Vergleich zur Ausbildung unterhalten (#110). Oder sie stellen die Ergebnisse ihrer IHK-Projekte (#107) oder Bachelorarbeiten (#123) vor. So bauen sie sich auch selbst schon früh eine eigene Marke im Internet auf und helfen anderen Azubis bei deren Ausbildung. Eine Win-win-Situation!
u-form: Gibt es noch einen Tipp, den Sie anderen Ausbildern gerne mit auf den Weg geben wollen?
Stefan Macke: Bleiben Sie immer neugierig und offen für moderne Technologien! Sie bieten uns viele Möglichkeiten unsere Zielgruppe direkt zu erreichen und fördern dadurch auch den Lernerfolg. Und das ist alles kein Hexenwerk, sondern mit ein wenig Interesse durchaus schnell erlernt. Und es macht sogar Spaß! Man kann heute nicht mehr so ausbilden wie vor 20 Jahren. Und das ist auch gut so!
u-form: Vielen Dank für das spannende Interview und natürlich auch noch einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrem dritten Platz.