Nie mehr die richtigen Kandidaten gehen lassen
Ein bisschen Theorie zur Eignungsdiagnostik
Messen heißt Vergleichen. Testverfahren sind Messverfahren. Sie vergleichen das Ergebnis eines Einzelnen mit einem Bezugswert, zum Beispiel mit Normwerten. Normwerte sind Vergleichswerte die anhand einer Vergleichsgruppe (frühere Testteilnehmer) empirisch ermittelt wurden.
Wofür braucht es diesen Vergleich? Ein Testergebnis von 40 sagt erst mal nichts aus. Erreichen viele Getestete Werte von 100 und mehr, ist 40 ein eher schwacher Wert. Erreichen die meisten nur Werte von 20, wäre 60 ein hoher Wert. Durch den Vergleich mit den Normwerten können Sie das Ergebnis entsprechend einordnen.
Gibt es sehr viele Bewerber für eine Stelle, können Testverfahren zur Vorselektion eingesetzt werden, die den Alpha-Fehler reduzieren, also keine ungeeigneten Bewerber einzustellen. In diesem Fall sollten Cut-Off Werte so gelegt werden, dass die Geeignetsten oder sagen wir die Besten ausgewählt werden. Die bisherige Auswertung der u-form Testverfahren war auf diese selektierende Marktsituation zugeschnitten.
Nun hat sich der Azubi-Markt in den letzten Jahren immer stärker zu einem Bewerbermarkt entwickelt. Die Anzahl der Bewerber*innen ist in vielen Bereichen und Branchen rückläufig und der demografische Wandel schmerzhaft spürbar. Online-Testverfahren werden verstärkt zur Vorselektion eingesetzt und von Bewerber*innen von zu Hause durchgeführt.
Aufgrund dieser Entwicklung haben wir die strategische Ausrichtung unserer Verfahren angepasst. Bei der Vorselektion durch die Online-Testverfahren liegt der Fokus auf der Vermeidung des Beta-Fehlers, damit geeignete Kandidaten nicht frühzeitig im Prozess ausgeschlossen werden. Die Cut-off Werte sind demnach tiefer angesetzt – garantieren Ihnen aber noch immer eine für die Ausbildung ausreichende Eignung in den getesteten Kompetenzen.
Der weiter unten beschriebene Messfehler ist hierbei schon berücksichtigt. Grundsätzlich gilt, dass die unkontrollierte Online-Testdurchführung von zu Hause aus immer eine negative Auswahl darstellt, die auch durch Täuschungen nicht beeinflusst wird.
Die fokussierte Besten-Auswahl birgt noch eine weitere Gefahr. Die so ausgewählten Kandidaten verlassen öfters nach der Ausbildung das Unternehmen, um noch ein Studium zu beginnen. Das heißt, Sie investieren in die Ausbildung junger Menschen, aber dieses Investment trägt sich nicht. Auch dieser Problematik trägt die neue Auswertung Rechnung. Durch die Kennzeichnung „A+“ sind diese Kandidaten schnell zu erfassen.
Ganz schön kompliziert. Übrigens auch für den Schreiberling. Daher gibt es all das und noch einiges spannendes mehr zur Eignungsdiagnostik und zur neuen u-form Auswertung in unserem Webinar am 15.09. Und wer noch mehr wissen will, liest einfach weiter.
Noch ein bisschen mehr Theorie gefällig
Sie kennen es wahrscheinlich vom Ausmessen: wie schnell hat man sich um ein zwei Zentimeter vermessen und dann passt nicht, was passen sollte. Das mit dem Vermessen gilt auch für das Testen. Hier kommt erschwerend hinzu, dass Tests abstrakte Eignungsmerkmale wie Intelligenz oder Rechenfähigkeit erfassen und keine realen cm .
So besteht das Ergebnis jedes Tests, egal was er testet, aus einem wahren Wert und einem Messfehler. Würden Sie den Test unendlich häufig wiederholen, würde sich der Messfehler irgendwann gegen 0 bewegen. Theoretisch schön, praktisch nicht umsetzbar. Übrigens ein Grund, warum sich gute Testverfahren nicht einfach kürzen lassen, weil es viele Items (Fragen) zur Messung eines Eignungsmerkmales braucht, um den Einfluss des Testfehlers möglichst klein zu halten.
Wie hoch dieser Messfehler ist, beschreibt der Wert der Zuverlässigkeit (Reliabilität) eines Tests. Sie gibt die Genauigkeit an, mit dem ein Verfahren das zu messende Merkmal erfasst und wird als Korrelationsmaß angegeben. Eine Reliabilität von .50 bedeutet, dass das Testergebnis zur Hälfte durch den wahren Wert und zur anderen Hälfte durch den Messfehler beschrieben wird.
Mit Hilfe der Varianz und der Reliabilität eines Testverfahrens lässt sich der Standardmessfehler eines Verfahrens ausrechnen. Stellen wir uns vor, Sie haben mit einem validen Testverfahren, das einen Standardmessfehler von 6,7 hat, einen IQ von 100 gemessen. Auf Werte umgerechnet bedeutet das: der wahre IQ-Wert liegt zwischen 93,3 und 106,7. Die Spanne dieser beiden Werte wird als Vertrauensintervall bezeichnet.
Bei der Festlegung der Cut-Off Werte der u-form Testverfahren haben wir diese Vertrauensintervalle mitbeachtet und uns an den oberen Werten orientiert, um Ihnen bei der Entscheidung eine größte mögliche Sicherheit zu geben, umgekehrt aber keine geeigneten Kandidaten auszusortieren.
Da die Papiertests kontrolliert durchgeführt werden und daher auch zur „Besten-Auswahl“ genutzt werden, differieren diese Werte von denen in den Online-Tests verwendeten Cut-Off Werten.
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