Ausbildung 4.0 – Digitale Transformationen in der Berufsausbildung gestalten und nutzen
Über das Thema digitale Transformation in der betrieblichen Ausbildung wird viel geredet. Wenn es neue, spannende Themen in der Ausbildung gibt, ist einer immer vorne mit dabei: Stefan Dietl, Leiter Ausbildung national/international bei Festo. Aber er redet nicht nur, sondern handelt auch und hat ein spannendes Buch zum Thema Ausbildung 4.0 herausgegeben. Über dieses Projekt haben wir mit Herrn Dietl gesprochen.
u-form: Lieber Herr Dietl, Sie haben das Buch „Ausbildung 4.0 – Digitale Transformationen in der Berufsausbildung gestalten und nutzen“ herausgegeben . Wie kam es zu der Idee dieses Buches?
Das Buchprojekt „Ausbildung 4.0“ hatte ich schon länger im Kopf. Ich hatte großen Respekt vor diesem Projekt. Denn, wenn das Buch ein „neues“ Standardwerk werden soll, dann bedarf es auch viel Inhalt, der dem Leser konkreten Mehrwert bringt. Dann entstand die Idee, einige Co-Autoren mit ins Boot zu holen und durch ihre Praxisberichte verschiedene Aspekte einzubinden. So zeigen wir einen bunten Strauß dessen, was heute schon in Unternehmen in puncto „Ausbildung 4.0“ unternommen wird.
Ich erlebe in meinem Umfeld bei Festo, wie dynamisch das Thema Industrie 4.0 ist, wie schnell sich Dinge ändern und Bedarfe anpassen. Sei es die Digital Customer Journey, digitale Produkte oder auch neue, agile Arbeitsweisen. Dieses motivierende Umfeld hat mich angespornt, die Digitale Transformation in der Ausbildung in einem Buch zu beschreiben.
u-form: Was glauben Sie persönlich ist besonders wichtig, damit wir die digitale Transformation in der Ausbildung erfolgreich meistern?
Ich bin überzeugt: Die Digitalisierung ist ein Ergebnis aus dem Zusammenspiel von Technologie und Mensch. Ohne den Menschen wird die Digitale Transformation nicht gelingen. Ich denke hierbei an die betroffenen Personen – im Kontext der Ausbildung sind das die Ausbilder, die Auszubildenden, die Ausbildungsbeauftragten etc. Da Veränderungen meist bei einem selbst beginnen, habe ich mit meinem Team vor ein paar Wochen eine spannende Design Thinking Session absolviert. Dabei sind so viele tolle Ideen entstanden – aber auch Einsichten, Ansichten und neue Erkenntnisse. Ein Ansatz ist nun, im Rahmen eines Films, bei dem die Auszubildenden selbst Regie führen, die vielen Chancen und positiven Elemente der Digitalisierung zu verdeutlichen. Während einige diesen Themen vielleicht noch skeptisch gegenüberstehen, sprühen die anderen bereits vor Ideen. Ich glaube, wir können viel voneinander lernen.
Natürlich gilt es auch, die Ausbilder zu schulen: Sei es in verschiedenen Technologiethemen oder auch im Hinblick auf persönliche Eigenschaften und neue Methoden – ein paar Beispiele sind hier Scrum, Desing Thinking, Troubleshooting, Six Sigma, Big Data, Artificial Intelligence oder Machine Learning und und und.
Das Thema wird auch auf die Ausbildungsstruktur Auswirkungen haben. Wir müssen flexibler und agiler werden – ich glaube, künftig wird es mehr Interdisziplinarität geben und die Kommunikation wird über Hierarchien hinweg erfolgen.
u-form: Gibt es eine Erkenntnis aus dem Buch, die Sie besonders spannend oder überraschend fanden?
Allein bei der Konzeption des Buches habe ich schon viel gelernt: Das Thema Digitale Transformation ist enorm vielschichtig und dynamisch. Von der Abgabe des Manuskriptes bis heute sind neue Berufe entstanden und es gab schon in dieser kurzen Zeit spannende technologische Weiterentwicklungen.
Überrascht war ich darüber, was heute schon in den Unternehmen initiiert ist und wo Unternehmen ihre individuellen Schwerpunkte setzen.
u-form: Warum sollten Ausbilder und Ausbildungsverantwortliche das Buch unbedingt lesen?
Diese Frage habe ich mir von Anfang an gestellt. Mein Ziel war ein Buch, das dem Ausbilder Hilfestellungen in seiner täglichen Arbeit gibt. Deswegen sind auch viele Praxisbeispiele enthalten. Ich selbst habe das Lernen von anderen immer als unglaublich bereichernd wahrgenommen und möchte dies damit den Lesern ermöglichen.
Der eine oder andere Beitrag ist auch ein Blick in die Glaskugel: Wie könnten sich Themen entwickeln? Zum Beispiel, wie kann Künstliche Intelligenz in der Ausbildung Einzug halten? Hier gibt das Buch Anregungen und Denkanstöße.
Letztlich finde ich es auch beeindruckend, über Branchen und Unternehmensgrößen hinweg zu sehen, wie vielseitig die Initiativen sind – von mittelständischen Unternehmen bis hin zu großen Unternehmen. Kurz gesagt: Ich denke, das Buch gibt den Ausbildern im Kontext der Digitalisierung viele wertvolle und vor allem konkrete Impulse.
u-form: Vielen Dank für das interessante Interview zu diesem spannenden Projekt.
PS: Unsere Inhaberin Frau Ullrich hat auch mit einem Artikel zum Thema „Azubi-Recruiting der Zukunft“ zum Buch beigetragen.