Vorteile digitaler Veranstaltungen mit in die Zukunft nehmen
Wenn Präsenzveranstaltungen zur Nachwuchsrekrutierung aufgrund von Corona und Lockdown unmöglich sind, braucht es schlaue (digitale) Alternativen. Wie, wo und womit kann der Nachwuchs für die duale Berufsausbildung begeistert werden?
Vor dieser Herausforderung stehen nicht nur die ausbildenden Unternehmen, sondern auch die Industrie- und Handelskammern. Die IHK Trier hat sich da etwas einfallen lassen. Anne Janeczek vom Geschäftsbereich Ausbildung hat uns im folgenden Interview die aktuellen, digitalen Projekte ihrer Kammer vorgestellt:
Wie entwickeln sich zurzeit die Ausbildungszahlen im Kammerbezirk Trier?
Im vergangenen Jahr wurden circa 11 Prozent weniger Ausbildungsverträge im Vergleich zum Jahr 2019 abgeschlossen. Die Corona-Pandemie hatte einen sichtlichen Einfluss auf den Ausbildungsmarkt, auch wenn das Minus im Laufe des Jahres noch verringert werden konnte. Positiv stimmt uns, dass das Ausbildungsplatzangebot in der Region Trier weiter hoch ist, auch wenn es Betriebe gibt, die aufgrund des aktuellen Lockdowns zurückhaltend bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen sind.
Mit welchen Maßnahmen, die jetzt nicht mehr möglich sind, haben Sie früher die Schüler*innen erfolgreich angesprochen?
Die Hauptansprache ist natürlich in den Schulen vor Ort und auf unseren jährlichen Ausbildungsmessen im Oktober und im Frühjahr erfolgt. Wir sind aber eigentlich auf allen Berufsorientierungsveranstaltungen in der Region präsent. 2016 haben wir zusätzlich mit www.durchstarter.de eine Kampagne in Rheinland-Pfalz gestartet, in deren Rahmen wir gezielt Schülerinnen und Schüler über die sozialen Kanäle ansprechen.
Welche Projekte haben Sie in der Corona-Zeit gestartet, um Jugendliche für die Ausbildung zu begeistern?
Als uns der persönliche Kontakt coronabedingt nicht mehr möglich war, haben wir Alternativen geschaffen, um die Berufsorientierung auch online durchführen und uns digital ins Klassenzimmer „einladen“ lassen zu können. Auch unsere eigens geschulten „Azubi-Botschafter“, Auszubildende, die von ihrem Werdegang von der Schule in den Beruf, aber auch von ihrem Ausbildungsalltag im Betrieb erzählen, können sich so live in den Unterricht schalten und Fragen der Schüler auf Augenhöhe beantworten.
Unser virtueller „Startschuss“ fiel mit der Initiierung einer digitalen Ausbildungskampagne im Frühjahr 2020. Ziel war es, im ersten Step unsere digitale IHK-Lehrstellenbörse mit Praktikums- und Ausbildungsplatzangeboten unserer Mitgliedsunternehmen zu befüllen und über den Sommer sowohl Schüler, sprich potenzielle Azubis, als auch die Ausbilder der Betriebe über eine Matching-App zusammenzubringen.
Gab es auch weniger erfolgreiche Versuche?
Die digitalen Angebote wurden von allen Zielgruppen dankend und meist mit großer Teilnehmerzahl angenommen. Auf Wunsch von Lehrern aber auch von Eltern wurden die digitalen Veranstaltungen mittlerweile schon mehrfach wiederholt. Auf der einen Seite wollten wir die Zusammenarbeit mit den Berufsorientierungskoordinatoren digital aufrecht erhalten, in Zeiten von ausgefallenen Elternabenden aber auch den Kontakt zu den Familien nicht verlieren. So konnten wir die Eltern als Berufswahlbegleiter zuhause erreichen und über „virtuelle Familienabende“ neben Müttern und Vätern auch die Zielgruppe Schüler vor dem Bildschirm informieren.
Gibt es Ideen, die sich noch in der Umsetzung befinden?
Um auch das Beratungsangebot unserer Ausbildungsberater digital zu erweitern, wurde auf unserer Homepage ein Chatmodul für Online-Sprechstunden implementiert. Dieses Widget werden wir ab sofort auch für die gezielte Ansprache von Schülern, Eltern, aber auch von Studienzweiflern nutzen, um über die duale Ausbildung zu informieren und um wichtige Tipps rund um die Bewerbung zu geben.
Was glauben Sie, wird nach Corona alles wie früher oder wird sich die Rekrutierung von Jugendlichen durch Corona dauerhaft verändern?
Ziel ist es, die Vorteile aus den digitalen Veranstaltungen mit in die Zukunft zu nehmen und in ein hybrides Konzept, das wir aktuell für den Herbst planen, einzubinden. Wir hoffen, dass die Coronalage eine Messe in Präsenzform zulässt, Kontakte aber zusätzlich über virtuelle Wege geknüpft werden können.