KI-Software analysiert für Azubis Antworten auf Probe-Prüfungen
Künstliche Intelligenz kann heute Texte schreiben, Melodien komponieren, Fotos zaubern. Und sie kann Azubis bei der Prüfungsvorbereitung unterstützen – zum Beispiel indem sie Antworten auf Probe-Prüfungen analysiert. Welche Revolution gerade bei den E-Learning-Tools von u-form vor sich geht, erzählt Cornelius Scheffel, Geschäftsführer der u-form Testsysteme.
Cornelius, wie kann KI bei der Prüfungsvorbereitung unterstützen?
Eine KI kann eine ausgezeichnete Lernpartnerin sein. Wir integrieren gerade KI-Funktionen in unsere E-Learning-Anwendungen. Bei unseren u-form-Tools werden Test-Prüfungsfragen im Multiple-Choice-Format natürlich automatisch ausgewertet, bei offenen Fragen mit Freifeldern funktioniert das noch nicht. Im Moment vergleichen Azubis ihre Antworten mit Musterlösungen. Danach sollen sie sich selbst mit Punkten bewerten. Natürlich ist es schwer, die eigene Leistung richtig einzuschätzen. Unser Ansatz ist, dass eine KI die Analyse der Antworten übernimmt. Für Azubis sind Rückmeldungen zu ihrer Arbeit natürlich super. Den meisten Ausbilder:innen fehlt dafür aber einfach die Zeit.
Was sind die Herausforderungen bei einer solchen KI?
Wir wollen eine Lösung entwickeln, die Azubis wirklich hilft. Uns sind drei Punkte wichtig: Das Tool soll qualitativ top sein, wir wollen es zu einem vernünftigen Preis anbieten und die Azubis sollen es gerne nutzen.
Entwickelt ihr die KI allein?
Wir arbeiten zusammen mit dem KI-Servicezentrum WestAI. Das ist ein Verbund renommierter Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus Nordrhein-Westfalen wie der RWTH Aachen oder der Fraunhofer-Gesellschaft. WestAI unterstützt Unternehmen wie uns dabei, KI-Services zu entwickeln.
Was ist der Part von u-form?
Mit unserem Fachwissen zu 54 Ausbildungsberufen wird die KI „gefüttert“. Außerdem sorgen wir dafür, dass sie möglichst gute Ergebnisse ausspuckt. Dafür erarbeiten bei uns mehrere Prüfungsprofis Musterbewertungen – das ist unser Goldstandard. Natürlich bewerten Lehrende unterschiedlich. Mal wird streng bewertet, mal ein Auge zugedrückt – das kennen wir alle aus der Schulzeit. Dennoch gibt es eine gemeinsame Leitlinie und wir erarbeiten diesen Standard. Seit den 1970er Jahren machen wir Prüfungsvorbereitungen, dieses Pfund bringen wir hier ein.
Welche Aufgaben übernehmen die Partner:innen aus der Wissenschaft?
Über WestAI haben wir Zugang zu einem der größten Rechner Deutschlands bei der RWTH Aachen. Diese Rechenleistung brauchen wir um die KI zu trainieren. Außerdem müssen wir die Modelle komprimieren, damit der Preis bezahlbar wird. Hardware ist teuer, sie verschlingt irre Mengen an Energie. Die Wissenschaftler:innen entwickeln mit uns ein Spezialmodell, das mit einer vergleichsweise günstigen Technik auskommt. Das Modell wird nicht wie ChatGTP in japanischer Sprache über französische Geschichte plaudern können, aber es ist Profi in Sachen Prüfungsvorbereitung.
Wann soll die KI-Funktion in eure E-Learning-Tools integriert werden?
Alle Projektpartner:innen krempeln gerade richtig die Ärmel hoch. Für angehende Fachinformatiker:innen mit den Schwerpunkten Anwendungsentwicklung und Systemintegration ist die Funktionalität bereits verfügbar und live. Im September sollen weitere Ausbildungsberufe folgen.
Haben denn die Azubis ein Bewusstsein dafür, dass eine KI die Informationen wiederholt ohne sie wirklich zu verstehen?
Viele Azubis, aber auch andere Menschen, sind recht unbedarft im Umgang mit KI. Wenn Texte geschickt formuliert sind, ist die Glaubwürdigkeit erst einmal hoch. Um die Funktionsweise der KI transparent zu machen, bauen wir verschiedene Infofelder in das Programm. Ziel ist, dass die Azubis wissen, dass sie nicht von einem Menschen bewertet werden. Uns ist wichtig, dass die KI nur einen Vorschlag macht, wie viele Punkte sie für eine Antwort vergeben würde. Die Punkte geben sich die Azubis aber selbst, es handelt sich nur um eine Empfehlung der KI.
Und wie stellt ihr sicher, dass die Azubis gern mit der neuen Funktion arbeiten?
Wir binden Azubis in die Entwicklungsphase mit ein. Dafür lassen wir sie die Funktion bewerten und wir testen natürlich auch die Usability. Das Feedback ist sehr wichtig für uns, denn uns liegt am Herzen, dass das Tool den Azubis wirklich hilft.
Wo ist die KI dem Menschen in der Bewertung von Prüfungsantworten überlegen?
Die KI ist fairer, denn sie schläft nicht schlecht und sie mag alle Azubis gleich gern.
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